Stromkosten im Miet- und Eigentumsobjekt senken: Wann lohnt sich ein Wechsel des Anbieters?

Stromzähler und Euroscheine

Redaktionsleitung

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Die Stromrechnung gehört zu jenen Ausgaben, die man regelmäßig zahlt und dabei oft genug denkt: Das könnte günstiger sein. Tatsächlich steckt in einem Anbieterwechsel häufig erhebliches Sparpotenzial – aber eben nicht immer. Wer zur falschen Zeit wechselt oder die Rahmenbedingungen nicht richtig einschätzt, ärgert sich am Ende über verlorene Zeit oder sogar höhere Kosten. Besonders bei Immobilien gibt es einige Besonderheiten zu beachten, die den Unterschied zwischen einem cleveren Schachzug und einer Nullnummer ausmachen.

Die Grundfrage: Lohnt sich ein Wechsel überhaupt?

Pauschale Antworten gibt es hier nicht. Die Ersparnis hängt von mehreren Faktoren ab: dem aktuellen Tarif, dem Verbrauch, der Region und natürlich dem Timing. Wer noch in der Grundversorgung steckt, zahlt in den meisten Fällen deutlich zu viel. Hier lässt sich oft ein dreistelliger Betrag pro Jahr einsparen. Bei bereits gewechselten Verträgen fällt die Differenz überwiegend kleiner aus, kann sich aber trotzdem lohnen.

Flexible Tarife als moderne Alternative

Die Zeiten, in denen Stromtarife nur aus Grundpreis und fixem Arbeitspreis bestanden, sind vorbei. Heute gibt es dynamische Modelle, die sich an der Börse orientieren und zu unterschiedlichen Tageszeiten verschiedene Preise bieten. Ein flexibler Stromtarif kann besonders für Menschen interessant sein, die ihren Verbrauch gezielt steuern können – etwa durch zeitgesteuertes Laden eines Elektroautos oder die Nutzung von Haushaltsgeräten in den Nachtstunden.

Solche Modelle erfordern allerdings etwas Engagement. Wer morgens um sechs die Waschmaschine anstellt, weil der Strom dann günstiger ist, benötigt eine gewisse Flexibilität im Alltag. Für Familien mit festen Tagesabläufen oder Berufstätige ohne Home-Office-Möglichkeiten sind klassische Festpreistarife oft die praktischere Wahl. E.ON und andere Anbieter haben ihr Portfolio in den vergangenen Jahren entsprechend erweitert, sodass für fast jeden Bedarf passende Optionen existieren.

Ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Strompreise schwanken erheblich. Nach den massiven Preissprüngen 2022 und 2023 hat sich der Markt zwar etwas beruhigt, die langfristigen Trends bleiben aber unberechenbar. Wer seinen Vertrag alle paar Jahre unter die Lupe nimmt, verschenkt selten Geld.

Eine Faustregel: Liegt die potenzielle Ersparnis bei über 100 EUR im Jahr, rechtfertigt das den Aufwand. Bei kleineren Haushalten mit geringem Verbrauch kann auch weniger Ersparnis interessant sein, wenn dafür ein besserer Service oder nachhaltigere Stromerzeugung geboten wird. Wichtig ist der individuelle Blick auf die eigene Situation.

Mietwohnung: Was geht, was nicht?

In der Mietwohnung ist die Situation vergleichsweise unkompliziert. Mieter können ihren Stromanbieter frei wählen – vorausgesetzt, sie haben einen eigenen Zähler. Das ist in den allermeisten Fällen gegeben. Die einzige Ausnahme: Liegt eine sogenannte Mieterstrommodell-Vereinbarung vor, bei der eine Photovoltaikanlage auf dem Dach den Strom liefert, gelten Sonderregeln. Hier sollte man vor einem Wechsel prüfen, ob das vertraglich überhaupt zulässig ist.

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Der große Vorteil als Mieter: Der Wechsel ist risikofrei. Sollte der neue Anbieter pleitegehen oder es zu Problemen kommen, springt automatisch die Grundversorgung ein. Eine Stromsperre droht nicht. Trotzdem sollte man Seriosität und Bonität des Anbieters im Blick haben – dubiose Billiganbieter mit unrealistischen Versprechungen haben in der Vergangenheit so manchen Kunden enttäuscht.

Ein weiterer Punkt: Die Kündigungsfrist des alten Vertrags. Viele Tarife haben eine Laufzeit von zwölf oder 24 Monaten. Wer vorher wechseln will, zahlt oft drauf. Hier lohnt sich ein Blick in die Vertragsunterlagen. Bei Preiserhöhungen besteht meist ein Sonderkündigungsrecht – das sollte man nutzen.

Eigentumswohnung und Haus: Mehr Gestaltungsspielraum

Eigentümer haben grundsätzlich dieselben Möglichkeiten wie Mieter, aber zusätzliche Optionen. Wer ein Haus besitzt, kann über eigene Energieerzeugung nachdenken – Stichwort Photovoltaik. Die Kombination aus Solaranlage, Batteriespeicher und intelligentem Strommanagement reduziert die Abhängigkeit vom Netz erheblich. Ob sich das rechnet, hängt von der Dachausrichtung, regionalen Förderprogrammen und dem eigenen Nutzungsverhalten ab.

Bei Eigentumswohnungen ist die Situation manchmal komplizierter. Gibt es eine Zentralheizung mit elektrischer Warmwasserbereitung oder andere gemeinschaftliche Stromabnehmer, können individuelle Verträge schwieriger werden. In solchen Fällen lohnt sich ein Gespräch mit der Hausverwaltung oder der Eigentümergemeinschaft. Manchmal lässt sich durch einen Sammelvertrag für alle Parteien ein besserer Tarif aushandeln.

Worauf beim Vergleich wirklich ankommt

Vergleichsportale zeigen oft hunderte Tarife – da verliert man schnell den Überblick. Einige Punkte sollten bei der Auswahl besonders beachtet werden:

  • Vertragslaufzeit: Maximal zwölf Monate sind empfehlenswert. Längere Bindungen schränken die Flexibilität unnötig ein.
  • Preisgarantie: Mindestens so lang wie die Vertragslaufzeit sollte der Preis garantiert sein. Sonst drohen unangenehme Überraschungen.
  • Boni und Neukundentarife: Lockangebote sehen im ersten Jahr super aus, können aber im zweiten Jahr teuer werden. Die durchschnittlichen Kosten über zwei Jahre sind aussagekräftiger als der reine Erstjahrespreis.
  • Vorauskasse: Davon lieber die Finger lassen. Das Risiko, bei einer Anbieterinsolvenz auf dem Geld sitzen zu bleiben, ist zu hoch.
  • Kündigungsfristen: Je kürzer, desto besser. Sechs Wochen sind akzeptabel, mehr sollte es nicht sein.

Der Renovierungs-Bonus

Wer seine Immobilie ohnehin modernisiert, sollte das Thema Strom gleich mitdenken. Bei einer umfassenden Renovierung lassen sich energetische Verbesserungen einbauen, die den Verbrauch dauerhaft senken. LED-Beleuchtung, energieeffiziente Geräte oder eine bessere Dämmung (die die Heizung entlastet) zahlen sich langfristig aus. Der Anbieterwechsel ist dann nur ein Baustein einer größeren Strategie.

Auch intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, werden im Zuge von Sanierungen oft Pflicht. Sie ermöglichen eine detaillierte Verbrauchskontrolle und sind Voraussetzung für manche flexible Tarife. Die Installation erfolgt meist durch den Netzbetreiber, nicht den Stromanbieter – ein Detail, das gerne übersehen wird.

Besondere Verbraucher: Wärmepumpe und E-Auto

Wer eine Wärmepumpe betreibt oder ein Elektroauto lädt, hat oft einen deutlich höheren Stromverbrauch als durchschnittliche Haushalte. Hier können spezielle Tarife sinnvoll sein. Viele Anbieter haben eigene Produkte für Wärmepumpen oder Wallboxen, die günstiger sind als normale Haushaltstarife. Voraussetzung ist meist ein separater Zähler oder ein steuerbares System.

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Bei E-Autos kommt es stark auf das Ladeverhalten an. Wer überwiegend zu Hause lädt, profitiert von günstigen Nachtstromtarifen oder dynamischen Preismodellen. Vielfahrer, die häufig an öffentlichen Säulen laden, sollten eher auf die Konditionen der Ladenetze achten. Ein Heimtarif allein macht hier wenig Unterschied.

Fallstricke und versteckte Kosten

Nicht jeder günstige Tarif ist am Ende wirklich günstig. Manche Anbieter arbeiten mit Pakettarifen, bei denen eine bestimmte Strommenge im Voraus gekauft wird. Verbraucht man mehr, wird es teuer. Verbraucht man weniger, verfällt die Differenz. Solche Modelle lohnen sich nur bei sehr konstantem Verbrauch – also praktisch nie.

Auch die Unterscheidung zwischen Netto- und Bruttopreisen sorgt für Verwirrung. Vergleichsportale zeigen die Preise unterschiedlich an, je nach Einstellung. Am Ende zählt der Bruttopreis inklusive aller Steuern und Abgaben – der steht auch auf der Rechnung.

Wann besser nicht wechseln

Es gibt Situationen, in denen ein Wechsel keinen Sinn ergibt oder sogar nachteilig ist. Kurz vor einem Umzug etwa sollte man bei seinem Anbieter bleiben – die meisten erlauben eine Vertragsfortführung am neuen Wohnort. Ein Wechsel unmittelbar vor dem Umzug bedeutet doppelten Aufwand.

Auch bei geringem Verbrauch, etwa in selten genutzten Ferienwohnungen, rechtfertigt die minimale Ersparnis den administrativen Aufwand oft nicht. Hier kann die Grundversorgung die unkomplizierteste Lösung sein.

Fazit: Wechseln lohnt sich – aber mit Verstand

Ein Anbieterwechsel kann mehrere hundert Euro im Jahr sparen – das ist mehr, als viele auf dem Sparbuch an Zinsen bekommen. Die Hürden sind niedrig, der Aufwand überschaubar. Gleichzeitig sollte man nicht blind dem günstigsten Angebot hinterherlaufen. Seriosität des Anbieters, Vertragsbedingungen und die eigene Verbrauchssituation müssen zusammenpassen.

Wer sich alle zwei bis drei Jahre die Zeit nimmt, seinen Stromtarif zu überprüfen, macht grundsätzlich nichts falsch. Bei Mietern ist das besonders einfach, Eigentümer haben zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten durch eigene Stromerzeugung oder intelligentes Energiemanagement. Am Ende zählt die individuelle Situation – aber in den allermeisten Fällen gibt es Sparpotenzial, das man nicht verschenken sollte.

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